In der zweiten Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Chris Larson wurden Larsons neue Videoarbeit “Deep North” und in diesem Zusammenhang entstandene Fotografien präsentiert. Darüber hinaus waren Zeichnungen des Künstlers und eine neue großformatige Plastik aus Holz zu sehen.

Im Rahmen der Eröffnung präsentierte magnus müller gemeinsam mit dem renommierten europäischen

Verlagshaus Hatje Cantz die Publikation “Failure”, die erste Monographie von Chris Larson. Das Buch wurde in Zusammenarbeit mit dem Rochester Art Center in Minneapolis, das im Winter 2008/09 ebenfalls “Deep North” zeigte, erstellt und von Sönke Magnus Müller herausgegeben. 

Chris Larson arbeitet in den Medien Plastik, Fotografie, Zeichnung, Performance und Video. Bekannt ist er hauptsächlich für seine extravaganten, aus Holz gebauten großformatigen Maschinerien, die mitunter an Maschinen von Leonardo da Vinci oder an Folterinstrumente der Inquisition erinnern. Wie bizarre Überreste einer anderen Zeit stehen sie im Mittelpunkt seiner Filmarbeiten, die - mit Elementen aus Mythologie, Zauberkunst, Gospelmusik, Landwirtschaft und Nervenheilkunde versetzt - ein mysteriöses, „schwarz-romantisches“ Set ergeben, angereichert durch kunsthistorische Bezüge (Brueghel, Füssli, Piranesi, C. D. Friedrich, Barney), religiöse Metaphern, literarische Verweise (Kafka) und sexuelle Anspielungen. Meist begibt sich ein Hauptakteur als „Sklave der Technologie“ in das komplexe Maschinenwerk, um dabei einen für den Betrachter nicht eindeutigen Zustand der Freude und des Schmerzes zu durchleben. Es bleibt dem Besucher überlassen herauszufinden, was die eigentliche Funktion der Maschine ist und welche Konsequenzen ihr Betreiben nach sich zieht. 

In seinem neuesten Film “Deep North”, einem 8-minütigen Film, hat Larson die Anzahl der darstellenden Figuren im Vergleich zu seinen früheren Arbeiten erweitert. Drei junge Frauen produzieren und transportieren mit einer gewaltigen hölzernen Maschine zylinderförmige Eisbrocken von einem zum anderen Ende eines von Schnee und Eis überzogenen Holzhauses. Das Haus wirkt wie in Eile zurückgelassen, als sei die gewaltige Maschine in es hinein geschlagen und danach die Eiszeit ausgebrochen. Die Ernsthaftigkeit und Kraftanstrengung der mit grauen Filzanzügen bekleideten Frauen dominieren das Geschehen. Das Quietschen und Knarren der Maschine, das Klacken der Eiszylinder sowie das Aufeinanderklappern der hölzernen Zahnräder formen einen rhythmischen, sphärischen Klang. Rätselhaft für den Betrachter bleibt, wie das Eis in das Haus gekommen ist. Welche Funktion haben die ringförmig angeordneten Eisgebilde, die wie eine Orgel anmuten? Wozu dient die surreal wirkende Arbeit der drei Frauen? Es scheint, als ginge es vor allem um ein Überwinden von Kälte und Starre durch Bewegungen, die Wärme erzeugen.

Chris Larson wurde 1966 in St. Paul in Minnesota geboren, wo er auch heute noch lebt und arbeitet. Seine Arbeit “County Line” wird seit 2008 in der Surrealismus-Sammlung Scharf-Gerstenberg, Bestandteil der Neuen Nationalgalerie/Staatlichen Museen zu Berlin, gezeigt. 2008 war er außerdem mit seinem Film “Crush Collision”, der von der Neuen Nationalgalerie erworben wurde, auf der “Art Film” der Art Basel vertreten und wurde in der Ausstellung “Screen Spirit_Continued #9” in der Städtischen Galerie im Buntentor in Bremen gezeigt.